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AutorenbildManuela Nigsch

Offene Kommunikation statt "Hintenrum Reden" im Team

Aktualisiert: 29. Apr. 2024

In zahlreichen Teams zeigt sich das Phänomen, dass "hintenrum" gesprochen wird. Das schadet nicht nur dem Teamgeist, sondern auch der Produktivität. In der Regel leisten fast alle Teammitglieder einen Beitrag dazu, oft gegen ihren eigenen Willen und obwohl sie es eigentlich ablehnen (vgl. Storch, S. 12 ff.).

 


Warum wird in Teams „hintenrum geredet" statt offen kommuniziert?

 

Manchmal herrschen in der Arbeitsumgebung ein ausgeprägter Mangel an Vertrauen oder die Angst vor Konsequenzen, die eintreten könnten, wenn man seine Meinung offen äußert. Mitunter fehlt der Raum, um die eigene Meinung offen und konstruktiv einbringen zu können. Ein Stück weit gehört es nach Maja Storch aber auch zur menschlichen Natur, "hintenrum" zu reden:

 

  • Man spricht Dinge in Teams nicht offen an, weil es manchmal einfach zu schnell geht und man die richtigen Worte erst gefunden hat, wenn es zu spät ist. Das kann dazu führen, dass man seine Überlegungen dann in seiner Not einfach irgendwem erzählt und nicht denen, die es eigentlich betreffen würde. Der bewusste Verstand und das Unbewusste arbeiten nicht immer zusammen, wenn es um die Bewertung von Sachverhalten geht: Mit dem bewussten Verstand kann man Informationen erfassen, analysieren und beurteilen. Dieser Prozess braucht Zeit, führt aber dazu, dass man das Ergebnis in klare Worte fassen und argumentieren kann. Das Unbewusste ist im Gegensatz dazu unglaublich schnell: Kaum wurde ein Reiz wahrgenommen, wird dieser vom Unbewussten bewertet und es stellen sich diffuse Körperempfindungen oder Gefühle ein wie ein innerliches „grmpf“. Diese Signale werden allerdings oft übergangen, weil sie sich schwer in Worte fassen lassen oder man sachlich und professionell bleiben möchte. Darüber hinaus unterscheiden sich die Menschen im Ausmaß ihrer Spontanität und Reaktionsschnelligkeit: Während manche schnell antworten und immer einen flotten Spruch auf den Lippen haben, müssen andere erst ihre Gedanken sortieren und wollen sich ganz sicher sein, bevor sie etwas sagen. Manche nehmen auch ihre Gefühle erst mit einiger Verzögerung wahr. So kann es passieren, dass sie erst am nächsten Morgen bemerken, dass es noch etwas zu sagen oder klären gäbe.


  • Man spricht Dinge in Teams nicht offen an, weil man nicht unhöflich sein möchte: Man weiß ganz genau, was das Problem ist und was man eigentlich sagen möchte - möchte aber niemanden blamieren oder verletzen. Gleichzeitig ist das Problem zu groß, um es zu ignorieren. Es wird bei anderen abgeladen - und wieder entsteht "Hintenrumgerede" ohne dass sich etwas am Problem ändern kann.



Unzufriedene Mitarbeiter, die hintenrum reden und für schlechte Stimmung im Team sorgen statt offen zu kommunizieren.

 

 

Wie können Gefühle dabei helfen, die Kommunikation und Zusammenarbeit in Teams zu verbessern statt hintenrum zu reden?

 

Gefühle helfen dabei, Bedürfnisse zu spüren. Werden Bedürfnisse erfüllt, entstehen positive Gefühle wie Zufriedenheit oder Entspannung. Werden sie nicht erfüllt, entsteht ein Mangelgefühl, Anspannung, Druck oder Stress. Das innere "grmpf", die Verkrampfung in der Magengegend, das warme Gefühl im Bauch, die Erleichterung in der Brust sind wichtige Signale. Sie zeigen, was man braucht, um sich gut zu fühlen, gut miteinander zu arbeiten und einen sinnvollen Beitrag zur gemeinsamen Aufgabe leisten zu können.

 

Um diese Signale nutzbar zu machen, muss man sie zunächst erkennen - bei sich selbst und anderen - und dann verstehen, woher sie kommen und was sie zu bedeuten haben. Im Idealfall setzt man sich dann aktiv und konstruktiv für die Erfüllung der Bedürfnisse ein.  

 

Wie weiter oben beschrieben, gelingt dies aber nicht immer. Man redet „hintenrum“ oder gar nicht. Damit ändert sich nichts, die Bedürfnisse bleiben unerfüllt und die Anspannung steigt weiter an, bis die Schmerzgrenze erreicht ist. In der Folge übernimmt das Stammhirn das Kommando. Es findet ein hormonell gesteuerter „Kampf ums Überleben“ statt – kämpfen, fliehen oder erstarren – auch in Situationen, in denen es rational betrachtet gar nicht existenziell bedrohlich wäre. Es kommt zum Konflikt.

 

Wenn Teammitglieder also lernen, ihre eigenen Gefühle zu verstehen und auszudrücken, wird die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team verbessert und die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen und Konflikten verringert.


Team spricht offen über Gefühle und Bedürfnisse statt hintenrum zu reden.

 

Was kann man tun, damit in Teams offen miteinander kommuniziert statt hintenrum geredet wird?


  • Teamentwicklung: Ein Team-Workshop kann dabei helfen, die Beziehungen zwischen den Teammitgliedern zu stärken und die Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Es können Gesprächstechniken erlernt werden, mit denen es leichter fällt, schwierige Themen anzusprechen ohne das Gegenüber zu verletzen. Mit professioneller Anleitung kann geübt werden, Gefühle anzusprechen, die Bedürfnisse zu klären und miteinander nach Möglichkeiten zu suchen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Ein Team-Workshop unterstützt ein tieferes Verständnis füreinander, schafft Vertrauen und fördert eine positive Teamdynamik. Auf dieser Basis fällt es leichter, später auch im Arbeitsalltag offen miteinander umzugehen. Das verringert langfristig Reibungsverluste, es bleibt mehr Energie für die Arbeit. Wenn das Miteinander besser funktioniert und ein wertschätzendes Klima herrscht, im Idealfall sogar Spaß da ist, wird man offener, mutiger und kreative. Das sind wichtige Voraussetzungen, um miteinander zu wachsen und die Zukunft aktiv zu gestalten.

  • Gefühlen im Arbeitsalltag Raum geben: Maja Storch empfiehlt folgende Regeln in Teams: 1. Gefühle ansprechen und aushalten, dass man vielleicht zunächst noch keine Begründung dafür hat: So könnte man z. B. einfach sagen "das fühlt sich für mich nicht gut an". Solche Einwände trotzdem ernst nehmen und miteinander überlegen, woher dieses Gefühl kommen und was man dagegen tun könnte.   2. Nachbesprechen erlauben, wenn jemand im Nachhinein ein schlechtes Gefühl hat oder nach reiflichem Nachdenken ergänzende Argumente einbringen möchte. Um das Bewusstsein für offene Kommunikation zu fördern, kann eine Pinwand mit zwei Spalten aufgestellt werden

Team spricht offen über Gefühle und Bedürfnisse statt hintenrum zu reden.

Die Teammitglieder notieren im Arbeitsalltag Situationen oder Themen, die zu den entsprechenden Gefühlen geführt haben. Im regelmäßigen Team-Meeting werden 15 Minuten investiert, um diese zu besprechen - dies nennt Maja Storch eine "Wurmkur für Teams":

Zunächst werden Situationen besprochen, die zu negativen Gefühlen geführt haben mit dem Ziel zu verstehen, was dahinter stecken könnte und um Lösungen zu finden, die dazu beitragen könnten, die Bedürfnisse und Interessen der Teammitglieder zu befriedigen. Anschließend werden Situationen besprochen, die zu positiven Gefühlen geführt haben, um gemeinsam zu überlegen, wie sich diese vermehren lassen.

  • Coaching oder Supervision: Manchen Menschen fällt es schwer, eigene Körperwahrnehmungen oder Gefühle zu spüren. Sie haben damit keinen oder wenig Zugang zu ihrem Unbewussten und können diese wichtige Ressource nicht nutzen. Eine hilfreiche Methode in diesem Zusammenhang ist Focusing: "Focusing lässt Sie auf das Flüstern Ihres Körpers lauschen, bevor er anfangen muss zu schreien." Ann Weiser Cornell Im geschützten Rahmen eines Einzel-Coachings lässt sich ein direkter Zugang zum inneren Erleben finden, der tiefere Einsichten in die eigenen Gefühle und Bedürfnisse ermöglicht. So kann man Lösungen und Argumentationen entwickeln, die sich stimmig anfühlen und die dann auch gegenüber anderen überzeugend vertreten werden können. Viele Menschen - gerade auch Führungskräfte - sind unsicher, wie sie kritische Themen ansprechen können, ohne ihr Gegenüber unnötig vor den Kopf zu stoßen. Im Rahmen eines Einzel-Coachings lassen sich konkrete Fälle besprechen, um Lösungsansätze zu finden und die erforderliche Sicherheit aufzubauen. Dies hilft dabei, Themen dort zu platzieren, wo sie hingehören und die Dinge direkt und konstruktiv anzusprechen statt hintenrum Dampf abzulassen.

 


Team das offen kommuniziert über Gefühle und Bedürfnisse und gut zusammen arbeitet statt hintenrum zu reden.

Wie man sieht, ist offene Kommunikation der Schlüssel zur Förderung eines gesunden und produktiven Arbeitsumfelds. Indem wir lernen, unsere Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und angemessen auszudrücken, schaffen wir eine wichtige Grundlage dafür. Teamentwicklungs-Workshops, Supervision und Coaching sowie das Ansprechen von Gefühlen und Bedürfnissen in der Arbeitswelt können dabei helfen, die Kommunikation in Teams zu verbessern und Konflikte zu verhindern - damit wieder mehr Fokus auf die Arbeit gelegt werden kann.

 


Erleben Sie in Ihrem Team ähnliche Herausforderungen? Sind Sie bereit, die Kommunikation und Zusammenarbeit in Ihrem Team weiterzuentwickeln? Kontaktieren Sie mich gerne direkt, um zu erfahren, wie ich Ihnen helfen kann – damit Sie und Ihr Team WERDEn, wie Sie sein können!



 


Wenn Sie mehr zum Thema wissen möchten:

Ballreich, Rudi: Die Konfliktdynamik in und zwischen Menschen. In: Ballreich, Rudi/Glasl, Friedrich: Konfliktmanagement und Mediation in Organisationen. Stuttgart, 2019.


Bauer, Joachim: Schmerzgrenze. Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt. Blessing, 2011.


Cornell, Ann Weiser: Focusing. Der Stimme des Körpers folgen. Hamburg, 2023 (17. Aufl.).


Storch, Maja/Storch, Johannes: Schluss mit dem Hintenrumgerede! Die 15-Minuten-Wurmkur für ehrliche Kommunikation. Bern, 2019.

 


 


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